[30.09.2025] Ein Festtag für Niederfinow: Wo einst sumpfiger Boden und zugewachsene Pfade Fußgängern den Weg erschwerten, führt nun ein eleganter Holzbohlenweg die Besucher zwischen Finowkanal und Schiffshebewerke sicher und trocken durch eine wiederentdeckte parkartige Landschaft. Der heute feierlich eröffnete neue Weg verbindet damit einzigartige Zeugnisse der Industriekultur mit dem faszinierende Naturerbe des Niederoderbruchs in der Biosphärenregion Schorfheide.
Bei strahlendem Herbstwetter fand sich daher eine prominente Runde zusammen, um das neueste Projekt der SHW Tourismus in Niederfinow zu würdigen: Angeführt von Landrat Daniel Kurth und Bürgermeisterin Peggy Fürst, waren unter anderem auch Jörg Schumacher, Leiter der beiden Schiffshebewerke, die Vorsitzende des Vereins „Unser Finowkanal e.V.“, Margit Streblow, der Wegewart des Kreises Barnim, Ludger Lamprecht, und zahlreiche weitere Beteiligte gekommen, um den neusten Meilenstein des Tourismus zu feiern.
Ein Weg mit beeindruckenden Zahlen
Der neue Weg soll mehr als nur eine Verbindung sein, die den Weg zwischen dem Bahnhof Niederfinow und den Hebewerken um mehr als einen Kilometer verkürzt: Nach dem Willen seiner Schöpfer soll er zugleich auf die einzigartige Verbindung aus Natur und Industriekultur und die Tatkraft der Einwohner des Niederoderbruchs hinweisen. Ganz in der Tradition des von Menschenhand geschaffenen Oderbruchs hat ein Team von Mitarbeitern der SHW Tourismus mit viel Fleiß hier in nur etwas mehr als sechs Wochen in Eigenleistung ein echtes Schmuckstück geschaffen. Zur Aufwertung der bereits seit der Erbauung der Hebewerke genutzten, inzwischen jedoch in Vergessenheit geratenen Pfade, wurden über 30 Tonnen naturbelassene, heimische Hölzer verarbeitet. Mit viel handwerklichem Geschick und rund 16.000 Schrauben haben sie einen Weg von fast 600 Metern erschaffen.
Der schnelle Bau war allerdings nur möglich, weil ihm eine rund zweijährige Vorbereitung des Geländes vorausging: Die weitläufigen Flächen, die direkt an den Parkplatz am Hebewerk angrenzen, wurden unter „engagierter Rasenpflege“ der Liebenthaler Wildpferde, die dort während der Sommerperiode weiden, wieder in den parkartigen Zustand zurückversetzt, den sie vor fast einem Jahrhundert schon einmal hatten. Während der Bauphase des Hebewerkes (1927 bis 1934) wurden die Flächen für die Bauvorbereitung genutzt, sowie Alleen, (Schienen-) Wege und Anlagen errichtet.
Roggemann: Ein Name, der Holz und Engagement verbindet
Die emotionale Einweihung des Weges nahm Max Roggemann, Chef eines der bedeutendsten Holzhandelsunternehmens in Deutschland, persönlich vor (Foto: links). Der Weg ist nach seinem im letzten Jahr bei einem tragischen Fahrradunfall verstorbenen Vater, Jürgen Roggemann, benannt. An seine unternehmerische Vision und sein gesellschaftliches Engagement wird so künftig nicht nur in seiner Heimat Bremen, sondern auch in Niederfinow erinnert. Die Realisierung des Weges wurde durch eine großzügige Spende des Unternehmens an den Verein „Unser Finowkanal e.V.“ möglich. Der Verein, der sich unermüdlich um das industriekulturelle Erbe des historischen Kanals kümmert, beschaffte damit die Holzbohlen. Die SHW Tourismus steuerte weiteres Material bei und setzte den Bau auf dem vom WSA Oder-Havel gepachteten Gelände um.
Für Max Roggemann, der heute in dritter Generation die Geschicke des Unternehmens leitet, war es der erste Besuch in Niederfinow – und ein sichtlich bewegender: Jürgen Lühmann, Chef der Roggemann-Niederlassung in Wandlitz (Foto: rechts), hatte zusammen mit dem SHW-Tourismus-Geschäftsführer Jan Mönikes das Ereignis als Überraschung eingefädelt. „Ich bin überwältigt“, so Roggemann, „dies ist sicher nicht mein letzter Besuch in Niederfinow gewesen“.
Mehr als nur eine Abkürzung
Der Holzbohlenweg reaktiviert historische Pfade, die von den Niederfinowern seit jeher genutzt werden, aber wegen des feuchten Bodens des ehemaligen Torfmoores oft kaum passierbar waren. Für Fußgänger verkürzt er nicht nur die Strecke zwischen Bahnhof und Hebewerken um mehr als einen Kilometer, sondern erschließt Besuchern zugleich die neun Hektar große, parkartige „Wildpferdweide“. Der Holzweg hat dabei eine wichtige Doppelfunktion: Er lädt Besucher ein, die faszinierenden Tiere aus respektvoller Distanz zu bewundern, und sorgt zugleich dafür, dass die Pferde auf ihrer weitläufigen Weide die nötige Ruhe finden.
Der Jürgen-Roggemann-Weg soll so ein Beispiel dafür sein, wie durch regionale Zusammenarbeit und unternehmerisches Engagement ein touristischer Mehrwert geschaffen und gleichzeitig die Natur geschützt und erlebbar gemacht werden kann: Ein Besuch in Niederfinow lohnt sich nicht nur für Technikbegeisterte!
Hinweise zur Nutzung:
Der leider nicht barrierefreie Weg kann bis auf Widerruf ganzjährig auf eigene Gefahr genutzt werden. Gerade während der Phase der Sanierung der Lieper Schleuse bietet er eine Alternative zu den bereits bestehenden Wegen auf der anderen Uferseite. Die Nutzung des Privatweges ist für Besucher der Hebewerke oder der Fahrgastschifffahrt selbstverständlich kostenlos möglich. Hundes sind an der Leine zu führen. Das Füttern der Pferde ist verboten. Achtung: Wildpferde können beißen! Die Nutzung des Wanderweges erfolgt auf eigene Gefahr.

